Im Reich der Naturwesen

Am Leutewitzer Park in Dresden 2009Im Reich der Naturwesen

Oder: Mit Bäumen kann man sprechen – der Engelberger Hans-Joachim Aderhold und die Geomantie

Rems-Murr Rundschau, 07.01.2009: Peter Schwarz: Nein, die Art, wie er all das erzählt, wirkt überhaupt nicht verrückt. Sondern strukturiert, reflektiert, besonnen.

Es ist bloß das, was er erzählt . . . Hans-Joachim Aderhold, 63, vom Engelberg, wissenschaftlicher Angestellter in Altersteilzeit des Landesdenkmalamtes, ist Anhänger der Geomantie: Natur, Landschaft, Pflanzenwelt sind beseelt; man kann mit ihnen reden. Also sagt Aderhold: „Unsere normalen Sinne übertönen einen Teil der Realität." Wenn es aber gelingt, diese „gröberen Sinne" auszuschalten, kommt eine ganz andere Wahrheit zum Klingen. Wer den Lärm der Grobsinne herunterdimmen, sich ganz leer machen kann, ohne jedes Wollen, ohne jede Absicht, aber in höchster Konzentration – wer das schafft, kann die Natur „tiefer wahrnehmen als nur mit den normalen Sinnen": „feinsinnlich"; „übersinnlich".

„Wenn ich die Augen schließe und mich mit dem Ort verbinde", mich einlasse auf einen Prozess, „der von vorneherein bejaht wird", mir intuitiv zum Beispiel einen Baum aussuche und dann „Kontakt aufnehme im Übersinnlichen", dann erhalte ich „einen Impuls, was dieser Baum will, warum er da steht, eingebunden in den Zusammenhang seiner Brüder und Schwestern". Der Baum „hat viel erlebt" und wird zum „offenen Buch, wenn man sich selber auf der Herzebene öffnet". Die „Baumintelligenz" tritt hervor.

Moment! Dass das, was er da sagt, die Gefolgsbereitschaft eines Normalbürgers heftig strapaziert, ist ihm schon klar, oder? Er, seelenruhig: „Ja, sicher." Aber er hat für sich „das Bewusstsein, auf der Ebene der Wissenschaftlichkeit zu stehen. Allerdings in einem feineren Sinne."

Die etwas andere Art von Herzzentrum

Geomantie-Grundkurs, Teil zwei: Jedes Stück Landschaft – eine Streuobstwiese, ein Grundstück, ein Bergzug – bildet eine Ganzheit, ein „Holon". Egal, wo der Mensch die Grenzen zieht: Innerhalb jedes Holons finden sich bestimmte Organe. Zum Beispiel das vital-energetische Zentrum, in dem sich die Lebenskraft des Holons bündelt; oder Ein- und Ausatmungspunkte (wobei es sich da um „energetische Atmungsvorgänge" handelt, also nicht um ein Pulsieren von Winden); oder das Herzzentrum, das die Kräfte des Holons in sich hineinnimmt und erneuert wieder abgibt nach dem Modell des Blutkreislaufs.

Wenn ein Mensch an dieser Stelle steht und sich feinsinnlich öffnet, „resoniert der eigene Herzraum mit dem Ort". Der erfahrene Geomant kann solche Organe sogar mit den Fingerkuppen auf einer Landkarte erspüren, sagt Aderhold. Und daraus ergeben sich Konsequenzen: Wo baue ich ein Haus? Wie lege ich die Grenzen bei einer Flurbereinigung?

Stopp! Noch mal: Ist ihm bewusst, dass manche das für, ähem, gaga halten könnten? „Ich bin mir darüber vollkommen im Klaren."

Dabei war all das erst der leichtverdauliche Teil. Es gibt nämlich auch „Elementarwesen". Durch Märchen und Sagen geistern sie seit alters her als Zwerge, Elfen, Gnome.

Muss ich mir die Elementarwesen als Männchen mit roter Zipfelmütze vorstellen, die sich hinter einem Baum verstecken? „Es gibt Menschen", antwortet Aderhold nicht im Geringsten verärgert, „die nehmen das so wahr." Das liege daran, dass Naturwesen in der Erscheinungsform auftreten können, die in der Vorstellungskraft der Menschen bereits angelegt sind. Eigentlich sind Elementarwesen „Energiebündel", erfahrbar als „Bewegung, Intention oder so etwas wie Moralität" – aber sie können sich auch „in das Bild eines Zwerges kleiden".

„Dieser Stuhl könnte nicht existieren, wenn nicht Elementarwesen tätig wären. Und Sie können als Mensch nicht existieren, wenn Sie nicht Elementarwesen in sich hätten. Kein Computer kann funktionieren, wenn da nicht Elementarwesen wären." Es gibt sogar „Hausgeister", die „wie ein Dirigent ein Orchester" das Gewese der Elementarwesen koordinieren. Wenn dieses Zusammenspiel gestört ist, kann es zum Beispiel zu einem Rohrbruch kommen.
Der Antroposoph Rudolf Steiner habe einst zu „einigen sehr alten und hochstehenden und weisen Elementarwesen in verschiedenen Kontinenten offenbar Kontakt aufgenommen mit der Bitte zu schauen, ob im Reich der Naturwesen einige bereit wären, sich auf eine Zusammenarbeit mit den Menschen vorzubereiten"; mit „hellfühligen" Menschen. Elementarwesen hätten nur „ein Wesensglied weniger als der Mensch: keine physische Existenz".

Geist und Materie: Alles fließt

Durch all diese Vorstellungen hallt ein geomantischer Grundgedanke: Die Übergänge zwischen der greifbaren und der geistigen Ebene sind fließend. Und im Grunde gibt es diese Grenze überhaupt nicht: „Die physische Materie ist nur ein Sonderfall der geistigen Welt." Aderhold glaubt, „dass Materie im eigentlichen Sinne nicht existiert". Moderne Teilchenphysik komme zu ganz ähnlichen Erkenntnissen, „nur von der anderen Seite her".

Ein Mensch, der die Welt feinsinnlich neu entdeckt, erhält einen „Riesenimpuls für Moralität und Ethik: Er kann nie wieder Gentechnik oder Atomforschung neutral gegenüberstehen. Da ist eine so tiefe Ehrfurcht entstanden – das geht nicht mehr."

Halt! Ein letztes Mal: Weiß er eigentlich, dass . . . ? „Wenn Sie mich fragen, ob mir bewusst ist, dass man da als verrückt gilt, dann ist mir das alles selbstverständlich bewusst wie eine offene Wunde. Aber mein Bemühen ist – denn so viel Zeit besteht nicht, wenn wir uns und die Erde erhalten möchten –, dass sich das mit der Zeit herumsprechen sollte und mehr Menschen gewonnen werden, die sich selbst auf diesen Prozess einlassen. Wenn sie es danach immer noch für verrückt erklären, dann sei das Urteil gesprochen. Aber bis dahin ist es ein Vorurteil."

Quelle: http://energieraum.norisgeo.de/