„Vergebung" kann man nicht „machen"
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- Veröffentlicht: Montag, 02. Dezember 2013 10:16
- Geschrieben von Gunter Hellmann
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„Vergebung" kann man nicht „machen"
Vergebung ist keine Aktion, die per Knopfdruck geschieht, sondern ein innerer Prozess, der mit damit beginnt, dass wir uns sagen: „Ich öffne mich von ganzem Herzen für den Frieden in mir, mit mir und mit allen Menschen" meiner Vergangenheit und Gegenwart (oder zunächst ‚mit meinem Vater/meiner Mutter/ meinem Ex-Partner' etc.)
Vergeben geht mit Verstehen einher. Verstehe, dass der Andere (genau wie du so oft) völlig unbewusst gehandelt hat und nicht anders konnte und sein Bestes gegeben hat. Ein unbewusst handelnder Mensch weiß nicht, was er tut.
Vergebung bedeutet die Zurücknahme bzw. Korrektur unwahrer Gedanken wie „Du hättest anders handeln sollen"; „Meine Eltern hätten liebevoller zu mir sein sollen"; „Mein Partner hätte mich nicht verlassen sollen". Die Wahrheit heißt: Was geschah, sollte geschehen, warum auch immer.
Vergeben heißt zu erkennen, dass der andere genau wie du ein Wesen des Lichtes und der Liebe ist, aber sich hieran noch nicht wiedererinnert hat.
Vergib zunächst dir selbst das, was du dir angetan hast. Denn du hast dich selbst am meisten verletzt, als du dir deine Liebe entzogen hast.
Vergebung ist ein Geschenk der Gnade. Wir können uns für sie öffnen und dann geschieht etwas in uns, wenn der Wunsch nach Frieden aus dem Herzen kommt.
Robert Betz, 2.12.2013
Ich gebe zu, dass mir das am Anfang nicht leicht gefallen ist. Das erste Mal habe ich meinem Vater vergeben, da ich immer wieder Groll in mir spürte, wenn ich ihn besuchte. Meiner Frau ist das ganz besonders aufgefallen.
Zur Vergebung nutzte ich ein Element aus dem Familienstellen nach Bert Hellinger. Es ist recht einfach und sehr wirkungsvoll: Ich habe ein Bild meines Vaters genommen, es vor mir auf den Fußboden gelegt, mich davor hingekniet mit den Unterarmen auf dem Boden und den Handflächen nach oben. Der Kopf ist dabei in Richtung Boden gesenkt. Es ist eine uralte Demutshaltung. In dieser Stellung sagte ich "Ich gebe Dir die Ehre" Es muss wie gesagt aus dem Herzen kommen, dann ist es am wirkungsvollsten.
Wenn ich meinen Vater besuche, kann ich ihn jederzeit in die Arme nehmen und fühlen, wie er sich darüber freut. Es ist ein entspanntes Verhältnis geworden.
Gunter