Infoblatt 2005 - 01

Kategorie: Kurzmeldungen
Veröffentlicht: Mittwoch, 09. Februar 2005 01:00
Geschrieben von Gunter Hellmann
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Liebeaus der therapeutischen Arbeit von Bert Hellinger

... aus seinem Büchern „Zweierlei Glück“, ISBN 3-442-21630-3 und „Ordnungen der Liebe“, ISBN 3-426-87155-6

Einleitung:

Viele Krisen und Krankheiten entstehen dort, wo jemand liebt, ohne die Ordnungen zu kennen, die der Liebe in menschlichen Beziehungen vorgegeben sind. Daher beginnt die Lösung und Heilung mit der Einsicht in diese Ordnungen und dem Erkennen, wann, wie und nach welchen Gesetzen die Lösung aus schicksalhaften Verstrickungen gelingt. Bert Hellinger, Jahrgang 1925, hat Philosophie, Theologie und Pädagogik studiert und arbeitete sechzehn Jahre lang als Mitglied eines katholischen Missionsordens in Südafrika. Hellinger studierte alle bedeutsamen Therapiesysteme wie das von Perls, Janov oder Berne, um seinen eigenen Ansatz zu entwickeln. Dies führte in den 80er Jahren zur Entwicklung der systemischen Familientherapie und leitete damit den Beginn des wirksamsten und populärsten Therapiesystems der letzten Jahrzehnte ein.

Bedingungen für das Gelingen von Beziehungen

Beziehungen dienen unserem Überleben und unserer Entfaltung, und sie nehmen uns zugleich für Ziele in die Pflicht, die jenseits unseres Wünschens und Wollens sind. Daher walten in Beziehungen Ordnungen und Mächte, die fördern und fordern, treiben und steuern, beglücken und begrenzen, und ob wir wollen oder nicht, wir sind ihnen ausgeliefert durch Trieb und Bedürfnis, durch Sehnsucht und Furcht und durch Leid.

Das Glück richtet sich nach der Menge von Geben und Nehmen. - Geben ohne zu Nehmen.

Wenn zum Beispiel eine reiche Frau einen armen Mann heiratet, dann geht das oft nicht gut, weil sie immer die Gebende ist und der Mann nicht zurückgeben kann; er wird dann böse. Böse wird immer der, der den Ausgleich nicht erreichen kann. Bezahlt eine Frau ihrem Mann das Studium, wird der Mann, wenn er mit dem Studium fertig ist, die Frau verlassen. Er kann nämlich nicht mehr ebenbürtig werden, es sei denn, er zahlt alles mit Heller und Zinsen zurück. Dann ist er wieder frei, dann kann die Beziehung weitergehen. Heiratet ein Mann, der die Zukunft hinter sich hat, eine Frau, die die Zukunft vor sich hat, dann geht das schief. Die Frau wird sich an dem Mann rächen. Der Mann weiß, dass sie das kann, und deshalb wird er auch nicht eingreifen. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche.

Das Nehmen von Vater und Mutter

Wenn jemand einen Vater hat, dann hat er ihn so, wie er ist, und so, wie er ist, ist er auch genau der Richtige. Und wenn er eine Mutter hat, dann ist sie so, wie sie ist, und so, wie sie ist, ist sie genau die Richtige. Sie braucht nicht anders zu sein. Denn Vater und Mutter wird man nicht durch moralische Eigenschaften, sondern durch einen gewissen Vollzug, und der ist vorgegeben. Wer sich diesem Vollzug stellt, ist eingebunden in eine große Ordnung, der er dient, unabhängig von seinen moralischen Qualitäten. Die Eltern verdienen die Anerkennung als Eltern durch den Vollzug und nur durch den Vollzug. Was die Eltern am Anfang machen, zählt mehr, als was sie später machen. Das Wesentliche, das von den Eltern kommt, kommt durch die Zeugung und durch die Geburt. Alles, was dann folgt, ist Zugabe und kann von jemand anderem übernommen werden.

Ein Kind kann nur dann mit sich selbst im Reinen sein und seine Identität finden, wenn es mit seinen Eltern im Reinen ist. Das heißt, dass es sie beide nimmt, wie sie sind, und sie anerkennt, wie sie sind. Wenn einer der Eltern ausgeklammert ist, ist das Kind halb und leer, und es spürt den Mangel, und das ist die Grundlage der Depression.

Gebet am Morgen des Lebens

Liebe Mama / liebe Mutti,
ich nehme es von Dir, alles, das Ganze,
mit allem Drum und Dran,
und ich nehme es zum vollen Preis, den es Dich gekostet hat
und den es mich kostet.

Ich mache was daraus, Dir zur Freude (und zum Andenken).
Es soll nicht umsonst gewesen sein.
Ich halte es fest in Ehren,
und wenn ich darf, gebe ich es weiter, so wie Du.

Ich nehme Dich als meine Mutter,
und Du darfst mich haben als Dein Kind (Sohn o. Tochter).
Du bist für mich die Richtige, und ich bin Dein richtiges Kind.
Du bist die Große, ich bin der (die) Kleine.
Du gibst, ich nehme.

Liebe Mama!
Ich freue mich, dass Du den Papa genommen hast.
Ihr beide seid für mich die Richtigen. Nur ihr!

[Es folgt das Gleiche in Bezug auf den Vater.]

 

Das Fundament der Partnerschaft von Mann und Frau

Der Mann erlebt sich als unvollkommen angesichts der Frau, und weil ihm als Mann die Frau fehlt, zieht es ihn zur Frau, und die Frau erlebt sich als unvollkommen angesichts des Mannes, und weil ihr als Frau der Mann fehlt, zieht es sie zum Manne. Weil jedem der andere fehlt, zieht es sie zueinander. Das ist für beide ein großer Energieschub. Der Mann wird also erst zum Mann, wenn er sich eine Frau zur Frau nimmt, und die Frau wird erst zur Frau, wenn sie sich einen Mann zum Manne nimmt. Sind sie dann ein Paar, haben sie dadurch ein höheres spezifisches seelisches Gewicht als vorher. ... Der Mann hat also etwas, was die Frau nicht hat, und die Frau hat etwas, was der Mann nicht hat. Sie sind gleich wert im Mangel und in der Fähigkeit, dem anderen etwas Wesentliches zu schenken und ihn zu ergänzen.

Damit die Paarbeziehung zwischen Mann und Frau hält, was sie verspricht, muss der Mann ein Mann sein und ein Mann bleiben und muss die Frau eine Frau sein und eine Frau bleiben. ... Beide müssen ihrer Begrenztheit zustimmen und werden dann beziehungsfähig, weil sie dann aufeinander angewiesen sind und sich ergänzen können.

Die Frau folgt dem Mann, und der Mann muss dem Weiblichen dienen

Die Beziehung zwischen Mann und Frau gelingt, wenn die Frau dem Mann folgt. Das heißt, sie folgt ihm in seine Familie, an seinen Ort, in seinen Kreis, in seine Sprache, in seine Kultur, und sie stimmt zu, dass auch die Kinder ihm dorthin folgen. Man braucht nur Familien, in denen die Frau dem Mann und die Kinder dem Vater folgen, mit Familien zu vergleichen, in denen der Mann seiner Frau und die Kinder ihrer Mutter folgen, um den Unterschied zu erfahren. Wenn der Mann zum Beispiel einheiratet, dann folgt er der Frau. Allerdings gibt es auch hier einen Ausgleich, ein Gegengewicht: Zur Ordnung der Liebe zwischen Mann und Frau gehört als Ergänzung: Der Mann muss dem Weiblichen dienen.